Bisher habe ich keine kompletten Travel Guides geschrieben, aber als ich den Restaurant-Post für Marrakesch geschrieben haben, merkte ich, dass ich doch mehr über Marrakesch zu berichten habe, als nur meine Lieblingsrestaurants . Bei City-Trips nach Deutschland oder Europa muss ich euch ja nicht von Anreise, Sicherheit oder Dos & Don’ts berichten, aber mir haben die Marrakesch-Guides von anderen Blogs bei der Reisevorbereitung sehr geholfen, sodass ich euch heute von meinen Erlebnissen und Erfahrungen in der marokkanischen Metropole berichten möchte. Da ich euch natürlich die tollen Restaurants und Cafés in Marrakesch nicht vorenthalten möchte, gibt es meine kulinarischen Tipps in einem gesonderten Post noch diese Woche hier auf dem Blog.
Die beste Reisezeit für Marrakesch
Wir waren Mitte März in Marokko und hätten es nicht besser treffen können. Es war zwar morgens und abends sehr kühl, doch tagsüber bereits um die 20 Grad und sonnig. Ich kann es mir fast nicht vorstellen bei wärmeren Temperaturen durch die Souks zu streifen – da wir uns immer angemessen gekleidet haben (also lang!), wäre es in den Sommermonaten sicherlich fast unerträglich. Ideale Reisezeit ist also definitiv Frühling oder Herbst aber auch im Winter ist Marrakesch ein tolles Reiseziel.
Die Marokkanischen Riads
Wer das echte Marrakesch erleben will, der bucht am besten ein Riad. Riads dienten den reichen Marokkanern früher als Ort für ihre zahlreichen Frauen, deshalb hatte unser Riad beispielsweise auch nur fünf Zimmer. Die Zimmer sind meist in den Innenhof ausgerichtet und haben alle ihr eigenes Bad. Ich habe vor meiner Reise wirklich alle Bewertungen durchgelesen und war häufig enttäuscht, weil viele Riads schon Monate im Voraus ausgebucht sind. Also früh planen! Letztendlich haben wir uns für das Riad Alboraq entschieden und sind nicht enttäuscht worden. Die Zimmer sind extrem sauber, das Personal sehr zuvorkommend und das gesamte Riad ein Traum aus 1001 Nacht.
Für gesunde Esser muss ich leider sagen, dass das Frühstück in unserem Riad (sowie in vielen Riads) sehr ungesund ist und man sich drauf einstellen muss. Für mich überhaupt kein Problem und kein Grund hier nicht zu übernachten, denn wir haben dann tagsüber sehr gut gegessen.Wenn ihr Unverträglichkeiten habt, dann könntet ihr allerdings Probleme bekommen. Viele Riads sind aber was Internet und Kommunikation angeht sehr fortschrittlich und können bei vorheriger Ankündigung sicherlich auch beim Frühstück weiterhelfen. Wir haben am zweiten Tag auch nach Obst gefragt und von da an gab es jeden Morgen Obstsalat für uns. Andere Riads, die mir empfohlen wurden waren Riad Cherrata (laut einer Freundin das beste Frühstück und ohne Kitsch eingerichtet), Riad Yasmin (DAS Instagram Riad) und das Riad El Jadide. Es gibt aber noch unzählige weitere Riads, am hilfreichsten fand ich hier Booking.com und AirBnB.
Es gibt jedoch ein paar Menschen, denen ich einen Aufenthalt in den Riads nicht empfehlen würde. Für Familien mit jungen Kindern stelle ich mir die Hellhörigkeit und Größe (sie sind oft wirklich sehr klein) der Riads als problematisch vor. Vielleicht gibt es aber auch extra kinderfreundliche Riads, da kenne ich mich natürlich nicht so aus. Ebenfalls ist der Weg durch die Gassen etwas abenteuerlich, deswegen kann ich gut verstehen, dass man lieber ein Hotel außerhalb der Medina bucht, wenn man nicht auf Abenteuer steht (obwohl man Marrakesch dann vielleicht nicht ansteuern sollte). Für uns kam dies aber absolut nicht in Frage, denn gerade der verwinkelte Weg und das Riad haben für uns den Charme von Marrakesch ausgemacht.
Sehenswürdigkeiten in Marrakesch
Ich bin sicherlich kein Kulturbanause, jedoch bin ich nicht der Museumstyp, sondern liebe es, die Kultur anderer Städte auf andere Art zu erkunden. Gespräche mit Einheimischen, Besuche in Restaurants, wo die Einheimische essen und das Treiben der Städte beobachten – das ist für mich Kultur pur. Natürlich haben wir die gängigen Sehenswürdigkeiten besucht und wurden dort auch nicht enttäuscht. Der Jardin Majorelle ist wirklich sehr beeindruckend, der Palais de la Bahia ein Gedicht wenn man ein Auge für Details hat und die ehemalige Koranschule Medersa Ben Youssef definitiv einen Besuch wert. Nehmt euch Zeit für die kleinen Details an diesen beeindruckenden Gebäuden und lasst euch nicht von den Touri-Gruppen hetzen. Irgendwie tickt die Uhr in Marrakesch eh anders.
Ein Punkt auf eurer Liste wird zwangsläufig auch Djemaa El Fna sein, der große Platz in der Mitte der Medina. Hier tummelt sich das Leben von Marrakesch inklusive Schlangenbeschwörern, Zahnzieher und Saft- und Essensständen. Gerne hätten wir auch verstanden, was die Geschichtenerzähler auf dem Platz für Märchen erzählt haben, denn die Masse der Einheimischen, die um sie herum standen, versprach spannende Geschichten rund um die Sagen von Marrakesch.
Obwohl dieser Platz als Weltkulturerbe ein Highlight für viele Besucher ist und er definitiv die Kultur von Marrakesch repräsentiert, habe ich mich hier nicht so wohl gefühlt. Ständig wurde man von Henna-Frauen angefasst, von Fake-Guides angequatscht, mir taten die Affen Leid, die an Ketten angebunden irgendwelche Kunststücke machen mussten und die Zahnzieher fand ich nur eklig. Meine Freundin war allerdings sehr fasziniert von dem Platz. Gesehen muss man ihn auf jeden Fall einmal haben.
Die Marokkanischen Souks
So wirklich vorstellen konnte ich mir die Souks vor unserer Reise nicht. Ich kannte zwar orientalische Basare, doch die Souks sind noch einmal etwas ganz anderes. Ein Wirrwarr aus kleinen engen Gassen, einer Farbenpracht, unterschiedlichster Gerüche (nicht alle sind positiv), einer Masse an Teppichen, Lampen, Geschirr, Klamotten, Gewürze, Tierfellen, Decken, getrockneten Früchten und Holzschnitzereien. Über die Qualität der Waren lässt sich streiten. Man muss aber auch gar nicht shoppen, sondern die Souks als Sehenswürdigkeit betrachten und ungenervt und ohne Erwartungshaltung durch die Gässchen schlendern.
Mein Tipp: verliert euch gerne in den Souks. Je tiefer ihr hinein geht, desto ehrlicher und netter werden die Menschen und desto interessanter wird die Ware, die sie verkaufen. Ich habe beispielsweise am letzten Tag einen ganz kleinen Laden mit wirklich schönen, handverarbeiteten Holzmaterialien gefunden, die auch erheblich teurer waren als die Massenware, die es sonst überall in den Souks zu kaufen gibt. Dafür habe ich dann auch gerne mehr gezahlt und besitze nun zwei tolle Holzbrettchen aus dem Atlasgebirge.
Das Handeln in Marrakesch
Viel gehandelt haben wir nicht und weder meine Freundin noch ich waren groß auf das Handeln erpicht. Nach ein paar Tagen haben wir jedoch wirklich Spaß dran gefunden und verstanden, was die anderen Reiseführer oder Blogger vom Handeln berichtet haben. Mein schönstes Handel-Erlebnis hatte ich beim Teppichkauf in Essaouira, wo ich mir einen Original Beni Ourani Teppich erhandelt habe. Ich betrat einfach mal einen kleinen Teppichladen und lies mir ein paar Modelle zeigen, doch es gab nur Teppiche mit braunem Muster, obwohl ich unbedingt schwarz wollte. Der nette und relativ junge Händler führte uns dann durch verwinkelte Gassen zu einem Bekannten, der dann auch wunderschöne Modelle zu bieten hatte. Lustiger Weise half mir der erste Händler dann wirklich sehr beim Handeln und betonte gegenüber dem anderen Händler des Öfteren, dass wir ja nur Studenten seien. Kann auch eine Masche der beiden gewesen sein, aber trotzdem waren hatte wir alle unseren Spaß.
Am Ende habe ich zwar immer noch mehr für den Teppich bezahlt als ich wahrscheinlich hätte tun müssen, aber meine Freundin sagte mir zu Recht, dass ich das zahlen sollte, was ich wirklich verschmerzen könne, auch wenn es 30 Euro mehr waren. Da hatte sie wirklich Recht – das Handeln macht nur Spaß, wenn beide Seiten etwas davon haben. Setzt euch ein realistisches Limit, aber geht nicht davon aus, dass ihr für original handgeknüpfte Teppiche 50 Euro zahlen könnt. Realistische Preise liegen hier bei ab 150 Euro für die kleinsten und gehen locker bis 500 Euro für sehr große und schöne Modelle.
Zwei junge blonde Frauen in Marrakesch – war das nicht gefährlich?
Überhaupt nicht. Klar, war es hier und da mal etwas unheimlich, wenn man abends durch die Gassen der Medina zurück zum Riad musste, doch wirklich unsicher haben wir uns nie gefühlt. Dennoch sind wir nie all zu spät zurück ins Riad gekehrt – strammen Schrittes und auf direktem Weg. Man muss das Schicksal ja auch nicht herausfordern. Übrigens, dass ich SO klein bin, hättet ihr nicht gedacht, was :).
Natürlich wurden wir oft angequatscht und wunderten uns lange, wer denn diese „Shakira“ sei, der die marokkanischen Männer immer nachgerufen haben… (obwohl…Shakira und ich sind uns zumindest was unsere Größe sehr ähnlich… ). Wir haben das aber immer mit Humor genommen und sind freundlich und immer lächelnd durch die Medina geschlendert. Wenn wir angequatscht wurden, dann haben wir immer freundlich aber bestimmt „non, merci“ gesagt und sind lächelnd weitergegangen. Wie man es in den Wald ruft – so ist es doch auf der ganzen Welt.
Die beste Reiselänge für Marrakesch
Obwohl es mir gut gefallen hat in Marokko, würde ich euch nicht empfehlen länger als drei bis vier Tage in Marrakesch selbst zu verbringen. Irgendwann hat man alles gesehen und keine Lust mehr aufs Schlendern durch die Souks. Deshalb rate ich euch: verbringt erst zwei ganze Tage in Marrakesch und bucht einen Tagestrip nach Essaouira am dritten Tag und besucht am vierten Tag wieder in Marrakesch alles, was euch am besten gefallen hat noch einmal. Vier Tage vor Ort inklusive einen Tagesausflug – das war wirklich die ideale Reiselänge für Marrakesch.
Tagesausflug nach Essaouira
Auf Raten einer Freundin haben wir am dritten Tag Essaouira für einen Tagestrip angepeilt. Wie es sich herausstellte, war dies die beste Entscheidung der ganzen Reise. Während Marrakesch auch die rote Stadt genannt wurde, ist Essaouira die weiße Stadt, da sie mit ihren blau-weißen Farben an die griechischen Inseln erinnert. Da Marrakesch nicht am Wasser liegt, war die steife Brise der Hafenstadt Essaouira eine willkommene Abwechslung. Zwar war es zu kalt zum Baden und der Strand halt rauer Atlantikstrand ,dennoch lädt er zu einem langen Spaziergang inklusive Kamelfoto ein.
Am besten erreicht man Essaouira mit dem Bus, hier kann ich Supretours empfehlen. Dank der Empfehlung meiner Freundin haben wir auch den Comfort Bus für den Rückweg gewählt, da dieser WLAN und mehr Beinfreiheit hat.
Ein paar letzte Tipps:
GPS: Ohne das GPS auf unseren Handys wären wir in Marrakesch verloren gewesen. Unsere Karten haben uns nur wenig geholfen, da die Straßen und Gassen in Marrakesch selten Namen haben, bzw. diese nirgendwo stehen. Am besten eure Routine im Riad oder Restaurant mit WLAN vorladen, dann könnt ihr auch ohne Internet auf dem Handy zu euren Destinationen finden. Der GPS-Punkt hat uns bei der Navigation durch die Souks wirklich sehr geholfen.
Laufen vs. Taxi: Taxifahren ist in Marrakesch ein Erlebnis, nur leider für Touristen extrem überteuert. Wir sind jeden Tag sicherlich gute fünf Kilometer gelaufen, was auch gleich ein gutes Workout war. Wenn man ein Taxi benötigt, dann am besten über das Riad bestellen, die laufen sogar mit einem zum Taxi und machen einen Festpreis aus.
Kleidung: Aus Respekt vor der Kultur sollte man sich angemessen kleiden. Wir hatten immer lange Hosen, T-Shirts oder Tops und Jäckchen, die die Schultern verdecken an. Im Riad kann man sich dann auch gerne mal sonnen und am Pool kann man auch liegen. Klar haben wir auch Touris gesehen, die sich überhaupt nicht angepasst haben, aber das wäre für uns nicht in Frage gekommen. Wir haben uns in langen Klamotten einfach wohler gefühlt und wenn man in ein fremndes Land reist, dann sollte man die Sitten meiner Meinung nach auch Respektieren.
Einstellung: Wir hatten uns im Vorhinein auf eine übermüßig anstrengende Reise eingestellt, dachten wir würden keinen Schritt tun können ohne angeschnackt zu werden und würden uns irgendwann total überwältigt und verloren in den Souks wiederfinden. Ehrlich gesagt waren wir dann aber positiv überrascht, dass es nicht soooo anstrengend und überwältigend war, wie gedacht. Man muss einfach offen für ein Abenteuer sein, unbedingt freundlich und entspannt bleiben und einen Tagesausflug raus aus der Stadt unternehmen. Dann wird man Marrakesch mit tollen Erinnerungen verlassen.
Mein Marrakesch-Fazit:
Wenn ihr Strandurlaub, Relaxen und Sonnenbaden wollt, dann ist Marrakesch nicht eure Destination. Wenn ihr allerdings eine fremde Kultur, herzliche Menschen und leckeres Essen erleben möchtet, dann ab nach Marrakesch. Mir hat es wirklich gut gefallen und ich bin froh, dass ich das Land, dessen Küche ich schon immer faszinierend fand, endlich einmal selber kennenlernen konnte. Würde ich wieder hinfahren? Ja, aber nicht sofort, denn nach den fünf Tagen war man schon etwas gerädert. Wer gerne reist und Lust auf komplett neue Eindrücke hat, der sollte Marrakesch unbedingt auf seine Reiseliste schreiben.
Vielen Dank Kerstin von Off White Blog für die tollen Tipps und vielen Dank an Elena für die tollen Fotos.
Der Beitrag Marrakech Travel Guide – Mein Reisetagebuch, Tipps und Erfahrungen erschien zuerst auf Heavenlynn Healthy.